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Deborah Geppert

Erde zum Frühstück

18. März - 10. Mai 2023


Ausstellungseröffnung: Freitag 17. März ab 18 Uhr

Klangperformance von Felix Ermacora um 19 Uhr

Aftershowparty ab 22 Uhr in Harrys Bierhaus

Deborah Geppert absolvierte 2020 ihr Diplom in der Klasse für zeitbasierte Medien, Hochschule für bildende Künste Dresden. 2023 machte sie ihre Meisterschülerin bei Carsten Nicolai. Im WRG Sensor zeigt sie eine raumgreifende Installation mit Videos, Animationen, Materialien, direkt aus der Natur entnommen, eine Behausung aus gesammeltem Unterholz.

Website: deborahisflyinginthedeepspace.com

Deborah Geppert zu ERDE ZUM FRÜHSTÜCK:

In der Arbeit beschäftigt Deborah Geppert sich mit der Ambivalenz zwischen Entfremdung von der Natur und einer gleichzeitigen Sehnsucht nach ihr. Welchen Platz nehmen wir ein, wie weit haben wir uns entfernt und auf welche Art nähern wir uns der Natur an; wie können wir uns von etwas entfernen — was wir sind? Wir ahmen die Natur bis zur Perfektion nach, indem wir kopieren, bis die Unnatürlichkeit Natürlich ist? In allen 3 Räumen sind Tiere an den Wänden zu sehen. Der Mensch bildet sich ein Herr über die Tiere zu sein, er beutet sie auf das grauenvollste aus, tötet sie — isst sie. Bildet sich ein, Käfige und Zäune Artgerecht nennen zu dürfen — Artgerecht ist nur die Freiheit.

Das Video zeigt Tiere mit einer Wildkamera bei Nacht aufgenommen, scheinbar unbeobachtet, in einer Welt — in ihrer Welt, welche wir immer mehr einnehmen und zerstören. Noch haben wir diese Tiere nicht gefangen oder getötet. Natürlich stellt sich die Frage des Datenschutzes, welcher bei uns Menschen immer höher gehandelt wird, Gesichter dürfen nicht einfach fotografiert und gezeigt werden. Doch fotografieren wir ein Tier, denken wir nicht mal im entferntesten daran. Wir sehen kein Individuum, wenn sie Glück haben erahnen wir ein fühlendes Lebewesen. Beweisen wir doch schnell in unserem egoistischen Handeln auf diesem Planeten das Gegenteil.

Wurstartige Gebilde füllen den Raum. Es sind mit Mulch gefüllte Plastikschläuche. Eine Wiederspiegelung der Absurdität verschiedenster Tätigkeiten des Menschen. Ein Baum zerhäckselt und wieder in baumartige Form gepresst. Erinnert vielleicht an die brutale Absurdität oder den Zynismus, der einer Wurst im sogenannten „Naturdarm“ innewohnt. Erst das Schwein (oder ein anderes Tier) zwangsschwängern, qualvoll halten, mästen und schlachten, um es dann zerhäckselt in seinen Darm zu stopfen. — wtf.
Das sind Gedanken, die die Künstlerin bei der Herstellung der „Baumwürste“ begleitet haben. Den Betrachter:innen bleibt jedoch offen sich in den absurden und ästhetischen Formen zu verlieren und vielleicht an einen Waldspaziergang zu denken.

Im Sommer 2022 war die Häufung der Waldbrände spürbar, gleichzeitig fand eine weitläufige Rodung von Wäldern statt. Von Borkenkäfern zerfressene Bäume mussten gefällt werden. Hierbei spielen die von Menschen gemachten Monokulturen eine Rolle. Die Wälder sind geschwächt und so können sie den schon immer da gewesen Borkenkäfern nicht mehr standhalten. Dieses Holz hat Deborah eingesammelt. Die Wälder sehen aus wie Schlachtfelder, gleichzeitig weisen die einzelnen Äste eine wunderschöne Ästhetik auf — die Borkenkäfer zeichnen einmalige Linien in das Holz. Der Shelter, genau aus diesem Holz gemacht, greift das Thema des ‚Bushcrafting‘ auf. Menschen gehen in die Wälder und üben entweder für den Ernstfall, für den Point Zero, für den Untergang oder das Überleben bzw. erproben ihre Fähigkeiten für ein längeren Aufenthalt in der Natur — hobbymäßig. Verschiedene Behausungen entstehen, welche nur mit den vorhanden Materialen gebaut werden können. Eins der klassischsten Modelle ist herbei der Shelter A-Frame. Eine ganze Bewegung beschäftigt sich damit, dreht Videos, macht Veranstaltungen, Challenges und Shows. Bereiten wir uns so auf ein Leben vor, wie es wäre, wenn unsere moderne Gesellschaft zusammenbricht; gehen wir so zurück in die Natur, in den Wald? Die Installation erinnert an ein Diorama, an eine Welt, die vielleicht auch eine Art Gemütlichkeit aufkommen lässt, nicht zuletzt durch den feuerartigen Schein der Lampe im Shelter. Das Spiel zwischen Nachahmung und Entfremdung zur Natur wird in der Projektion aufgegriffen. Eine Hommage an die Schönheit der natürlichen Bewegung.

Raum 3 (hinten rechts)

Auch hier geht es um ein Spiel der Assoziation: der Fuchs; wir denken an ein weiches orangenes Fell. Haare, Bewegung, entfremdet in einer Animation — inspiriert durch unsere natürliche Umgebung. Große Firmen werben da- mit, das der Schuh, das Haus, das Auto inspiriert sei von der Natur — von ihren besten Vorteilen: der Leichtigkeit, der Eleganz, der Farbe, Schnelligkeit, Aerodynamik... Wir nehmen uns das alles und verstecken das Leid weit weg von uns, damit wir uns vorspielen können, es wäre in Ordnung. Auch wenn wir spüren, dass es das nicht ist, denn wir sind Teil eines riesigen wundervollen Organismus, wo jedes Lebewesen und jeder Stein seinen Platz hat.

Flur

Auch im Flur finden wir eine 3D-gebaute unnatürliche Wiederspiegelung von Formen die uns an Natürlichkeit erinnern, es könnte an die Struktur von Wiese erinnern. Es handelt sich um eine gesamt-zu-begreifende Installation, eine Erklärung ist nicht notwendig — was die Betrachter:innen fühlen oder denken ist ihnen selbst überlassen, Deborah freut sich über jegliche Interpretation.«


Der WRG Studios e.V. bedankt sich bei Deborah Geppert für die Ausstellung!

Die Ausstellung wurde ermöglicht durch die Arbeit des gesamten WRG Studios e.V., insbesondere:
Lukas Harris, Benno Hauswaldt, Dominik Kuschmieder, Torben Laib, Franziska Pester, Annekatrin Posselt, Carolin Rabe, Julian Rappenglück, Till Terschüren, sowie Janis Binder und vor allem Felix Ermacora

Für die Förderung der Ausstellung danken wir:

Stadt Braunschweig - Fachbereich Kultur und Wissenschaft
Die Braunschweigische Stiftung
Stiftung Braunschweigischer Kulturbesitz
Verfügungsfonds Westliches Ringgebiet - Städtebauförderung von Bund, Ländern und Gemeinden
und der
Braunschweiger Baugenossenschaft